Soziales Lernen

Sachzusammenhang

Die Sekundarschule Radevormwald hat die Verbindung von sozialem und fachlichem Lernen als einen zentralen Bildungsauftrag für sich definiert. Sie beabsichtigt damit eine ganzheitliche Persönlichkeitsförderung der Schülerinnen und Schüler sowie eine gelungene Integration ihrer heterogenen Schülerschaft.

Die Bedeutung eines ganzheitlichen Bildungsauftrags ist in den letzten Jahren nicht zuletzt deshalb gewachsen, weil der Erwerb von sozialen Fähigkeiten bei Schülerinnen und Schülern von Politik und Wirtschaft eingefordert wird und zudem Schlüsselqualifikationen wie Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktfähigkeit einen wachsenden Stellenwert im gesellschaftlichen Leben bekommen haben.

Soziales Lernen verfolgt in diesen programmatischen Zusammenhängen das Ziel, die Gruppenentwicklung innerhalb einer Klasse zu fördern, die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu steigern und die Arbeitsproduktivität der Klasse zu erhöhen.

Im Vordergrund eines entsprechend initiierten gruppendynamischen Prozesses stehen die Förderung sozialer Fähigkeiten und des Selbstwertgefühls der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers sowie die Entwicklung der Gruppe selbst.

Es soll weiterhin erreicht werden, dass Schülerinnen und Schüler kommunikations-, konflikt- und entscheidungsfähiger werden, Verantwortung für sich und für die anderen Schülerinnen und Schüler übernehmen sowie eine gefestigte Rolle in der Klasse einnehmen.

Ziele/Merkmale

Soziales Lernen verfolgt auf der handlungspraktischen Ebene klare methodische Ziele. Dazu gehören eine Arbeitsruhe in der Klasse, der respektvolle Umgang miteinander, das Sichtbarwerden einer Selbst- und Gruppenverantwortung, die Entwicklung einer gefestigten Position des Einzelnen und die Konfliktfähigkeit der Schülerinnen und Schüler.

Nach Abschluss der 5. Klasse kann anhand von Evaluationsmerkmalen überprüft werden, ob diese Ziele erreicht wurden.

Dauer/Organisationsmerkmale

Soziales Lernen läuft als Unterrichtsstunde mit Eintritt der Schülerinnen und Schüler in den 5. Jahrgang über ein ganzes Schuljahr hinweg. Die Unterrichtseinheiten werden gemeinsam vom Schulsozialarbeiter mit den jeweiligen Klassenlehrerinnen und -lehrern durchgeführt. Das Projekt „Soziales Lernen“ startet etwa zwei Wochen nach Schuljahresbeginn. Lehrerin oder Lehrer und die Klasse haben sich bereits kennengelernt und vermutlich schon ein erstes Vertrauensverhältnis aufgebaut. 

Der Schulsozialarbeiter nimmt in seiner Rolle eine externe Position in der Klasse ein, d.h. es sollte kein Zweifel darüber bestehen, dass die Klassenlehrerin bzw. der Klassenlehrer die Hauptansprechpartnerin bzw. -ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler ist und die Verhaltensregeln in der Klasse bestimmt.

Weitere grundlegende organisatorische Prinzipien sind:

  • Die Klassenlehrerin bzw. der Klassenlehrer ist bei den Einheiten immer dabei, damit der Transfer von Erlerntem in den schulischen Alltag gesichert ist.
  • Die Arbeitseinheiten in den Klassen sollten zwischen Klassenlehrerin bzw. Klassenlehrer und Schulsozialarbeiter abgestimmt werden, d.h. es sollte beispielsweise gegenüber den Schülerinnen und Schülern deutlich sichtbar werden, wer die Gesprächsführung in der Stunde hat.
  • Die aufgeführten Übungen müssen nicht um jedem Preis „durchgezogen“ werden. Durchgängiges Leitprinzip der Stunden ist die stattfindende Interaktion zwischen den Schülerinnen und Schülern, d.h. es ist ggf. im gruppendynamischen Sinne wirkungsvoller, ausreichend Zeit für die Besprechung eines Konflikts einzuräumen.
  • Die Übungen folgen einer durchgängigen Ablaufstruktur (Begrüßung, Einstiegsrunde, Besprechung des Tagesablaufs, Warming up, inhaltlicher Teil, Abschlussrunde).
  • Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich an besprochene Regeln zu halten. Sie erhalten ein Sozialziel der Woche, auf das sie exemplarisch besonders achten sollen. Die Einhaltung der Sozialzielregel sowie das Verhalten der Schülerinnen und Schüler bezogen auf andere bestehende Regeln werden wöchentlich von der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer durch Punktevergabe bewertet und in einer Feed-Back-Runde mit der Klasse besprochen. 

Klassenrat

Intention

Der Klassenrat ist ein basisdemokratisches Gremium der gesamten Klasse (inklusive der Lehrkraft) mit fest strukturiertem Ablauf und klarer Rollenverteilung. Schülerinnen und Schüler tauschen sich hier über aktuelle Themen der Klasse und Schulgemeinschaft aus und bestimmen zugleich altersgemäß über das gemeinsame Lernen und Zusammenleben in der Schule mit. Im Klassenrat lernen die Schülerinnen und Schüler, eine Diskussion zu führen und zu leiten sowie sich an vereinbarte Regeln für das Gespräch und die Geschäftsordnung zu halten. Durch das Einüben verschiedener Rollen, wie Klassenratsvorsitzende/r, Protokollant, Zeitwächter und Regelwächter, erlernen sie einen Rollen- und Perspektivwechsel. Dabei sammeln sie auch Erfahrungen mit der Funktionsweise einer repräsentativen Demokratie.

Ziele/Merkmale

Der Klassenrat wird im 6. Jahrgang zunächst von einer Lehrkraft und dem Schulsozialarbeiter methodisch eingeführt. Nach Ablauf der Einführung übernehmen die Schülerinnen und Schüler selbst die Verantwortung für den Klassenrat. Themen für die Stunde werden zuvor von den Schülerinnen und Schülern z.B. im Klassenbriefkasten angemeldet.

Mögliche Themen des Klassenrats können sein:

  • Konfliktsituationen
  • Umgangsformen
  • Ideen und Wünsche der Kinder bzgl. des Klassen-/Schullebens

Der Ablauf des Klassenrats gestaltet sich wie folgt:

  1. Eröffnung der Sitzung und Positivrunde
  2. Überprüfung und Rückmeldung zu den Beschlüssen
  3. Abfrage der zu klärenden Anliegen
  4. Besprechung der Anliegen
  5. Lösungsversuche und Vereinbarung
  6. Protokoll und Schließung der Sitzung