Unter bestimmten Bedingungen werden – unabhängig vom sonderpädagogischen Förderbedarf – Nachteilsausgleiche gewährt, die ebenfalls dokumentiert und den entsprechenden Lehrerinnen und Lehrern zugänglich gemacht werden. Dies ist zum Beispiel bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) der Fall.

Das sinnentnehmende Lesen und das sichere Beherrschen der Rechtschreibung ist bei einigen Schülerinnen und Schülern in Klasse 5 noch nicht abgeschlossen. Die Erfahrung zeigt, dass die Fähigkeiten, richtig zu schreiben und flüssig zu lesen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Dieser komplexe Lernprozess ist jedoch eine wichtige Kompetenz für alle Unterrichtsfächer. Es stellt somit eine große Herausforderung dar, die individuellen Fehlerschwerpunkte einzelner Schülerinnen und Schüler nur im Deutschunterricht zu überwinden. Aus diesem Grund bieten wir an der Sekundarschule Radevormwald eine gezielte LRS-Förderung an.

Die Eltern der betroffenen Schülerinnen und Schüler werden über das Förderprogramm informiert und bei Bedarf anhand des Testergebnisses beraten. Letztlich entscheiden sie zusammen mit dem betroffenen Kind, ob dieses an dem Förderprogramm teilnehmen soll.

Die Förderung richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler, die in ausgewählten Tests unterdurchschnittliche Leistungen zeigen. Zur Diagnose der Rechtschreibleistung nutzen wir die Hamburger Schreib-Probe (HSP). Mithilfe dieses Diagnoseinstrumentes ist es möglich, verschiedene Kategorien der Rechtschreibung zu erfassen. So ist es im Anschluss möglich, die einzelnen Schwächen der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen und damit eine gezielte Förderung zu gewährleisten. Zusätzlich wird die Einschätzung der jeweiligen Deutsch- und Klassenlehrerinnen bzw. -lehrer eingeholt, um ein ganzheitliches Bild des Kindes zu erhalten. Hinzu kommt, dass einige Eltern schon zu Beginn der 5. Klasse ärztliche Diagnosen für eine (Lese-)Rechtschreibschwäche vorlegen, die den Handlungsbedarf im jeweiligen Fall aufzeigen.

Die Schülerinnen und Schüler bekommen eine 60-minütige Förderung in einer Kleingruppe von vier bis sechs Personen. So entsteht ein enger Bezug zu der jeweiligen Schülerin oder dem jeweiligen Schüler. Mithilfe von anerkannten LRS-Materialien werden die Schülerinnen und Schüler gefördert. Abgesehen von der empfohlenen Vorgehensweise für die einzelnen Jahrgänge wird gezielt auf jedes einzelne Problem Rücksicht genommen und das Tempo sowie die Übungen werden dementsprechend angepasst. Wichtig ist uns dabei auch, die Motivation zu stärken, indem neben viel Lob und Zuspruch auch Spiele mit Bezug zur LRS zur Anwendung kommen, die neben der Lese- und Rechtschreibkompetenz auch das Gruppenklima fördern. Das Training wird von LRS-erfahrenen Deutschlehrern und einer Psychologin durchgeführt.

Schülerinnen und Schüler, die an der LRS-Förderung teilnehmen, haben einen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich. Dieser kann beinhalten, dass bei der Leistungsfeststellung und –bewertung die Lese- und Rechtschreibleistungen evtl. gar nicht berücksichtigt werden, den Schülerinnen und Schülern mehr Zeit gelassen wird oder ein mündlicher Vortrag die schriftliche Arbeit ersetzt.